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„SAVING LIFE“-App ab November im Dienst

Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Minute. Sobald das Herz eines Menschen nicht mehr schlägt, wird das Gehirn nicht länger mit Sauerstoff versorgt und die Hirnzellen sterben ab. Pro Minute gehen so etwa 10% des Gehirns eines Menschen unwiederbringlich verloren.

Der Rettungsdienst benötigt in Deutschland im Durchschnitt etwa zehn Minuten um einen Patienten im Notfall zu erreichen. Wird ein Patient, welcher einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet, erst nach Eintreffen der Rettungskräfte durch diese reanimiert, sind die Überlebenschancen dieses Patienten äußerst gering.

Aus diesem Grund sollen schon seit Jahren möglichst viele Menschen an Reanimationsmaßnahmen („Prüfen-Rufen-Drücken“) im Rahmen von Erste-Hilfe-Kursen ausgebildet werden um die Zeit zwischen Alarmierung und Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken.

Was aber, wenn jemand nicht weiß, wie eine Reanimation durchgeführt wird?
Was, wenn jemand einfach zu überfordert mit der Situation ist, um die Reanimation durchzuführen?

Bei einer Reanimation eines Erwachsenen sollte auf der Mitte des unbekleideten Brustkorbes, etwa sechs Zentimeter tief, mit einer Frequenz von 100-120 Mal die Minute gedrückt werden. Eine zusätzliche Mund-zu-Mund Beatmung kann erfolgen, muss aber nicht.

Aus diesem Grund wurden im Rahmen eines Pilot-Projektes unter dem Namen „Meine Stadt rettet“ in Schleswig-Holstein durch die teilnehmenden Rettungsleitstellen über eine App freiwillige Ersthelfer zusätzlich zum Rettungsdienst zum Ort einer gemeldeten Reanimation alarmiert.
So ein System ist nicht neu und wird beispielsweise in den Niederlanden und Dänemark schon seit einigen Jahren mit großem Erfolg angewendet.

Nachdem das Pilot-Projekt auf Grund der Covid-19-Pandemie vorzeitig eingestellt wurde, startet mit dem ersten November nun der Nachfolger „SAVING LIFE“ für Android und iOS.

Alle Personen, die:

  • bereit sind Reanimationsmaßnahmen durchzuführen,
  • mindestens 18 Jahre alt sind,
  • mindestens über einen Erste-Hilfe-Kurs (nicht älter als zwei Jahre) verfügen,
  • die App auf ihrem Handy installiert haben und
  • sich in der App registriert haben,

können so aktiv Leben retten.

Doch wie funktioniert das Ganze?

Ein Mensch atmet plötzlich nicht mehr und sein Herz hört auf zu schlagen. Ein zufällig anwesender Passant stellt den Notfall des Patienten fest und ruft daraufhin den Notruf 112 und schildert die Situation. Daraufhin führt er, angeleitet durch den Einsatzsachbearbeiter, die Reanimationsmaßnahmen durch. Während der Thoraxkompression durch den Ersthelfer wird durch die Rettungsleitstelle der Rettungsdienst und über die „SAVING LIFE“-App die nächsten freiwilligen Helfer ein paar Häuser weiter alarmiert. Mindestens ein App-Helfer wird direkt zum Notfallort entsandt, um dort die Reanimationsmaßnahmen zu unterstützen. Ein weiterer App-Helfer eilt gleichzeitig zum nächstgelegenen Standort eines Automatischen Externen Defibrillator (AED), um anschließend ebenfalls am Notfallort die Reanimation zu unterstützen. Schlussendlich erreicht der alarmierte Rettungsdienst den Notfallort und übernimmt die entgültigen Reanimationsmaßnahmen und den anschließenden Patiententransport in ein geeignetes Krankenhaus.

Durch die App-Helfer erhält der Patient mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand deutlich schneller die lebenswichtige Therapie, da bereits vor Eintreffen des Rettungsdienstes die Reanimation durchgeführt wird. So steigen die Überlebenschancen des Patienten und die Wahrscheinlichkeit eine Reanimation mit geringeren Folgeschäden zu überstehen deutlich.