21. APRIL 1992
Kaltenkirchen (tö) Von der Bevölkerung weitgehend unbemerkt lief am Dienstag im Freizeitpark eine großangelegte Bergungsaktion ab. Ein Schwimmbagger war – vermutlich durch Sabotage – abgesoffen. Dadurch liefen fast 150 Liter Dieselöl und Schmierstoffe in den See. Um den rund 35 Tonnen schweren Koloß wieder an Land zu bringen, mußte ein Panzer der Bundeswehr eingesetzt werden. Feuerwehrmänner und Mitglieder des Technischen Hilfswerkes (THW) waren den ganzen Tag im Einsatz, um den Schaden in Grenzen zu halten.
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Am Ostersonntag erhielt Baggerunternehmer Günter Vollbeer aus Hattstedt davon Kenntnis, dass sein Saugbagger vermutlich absichtlich von Unbekannten auf Grund gesetzt worden war. Die Kaltenkirchener Feuerwehrmänner waren schnell vor Ort. Da kein Schadstoffaustritt festgestellt wurde, kamen die Verantwortlichen überein, die Bergung auf nach Ostern zu verschieben. Doch als am Dienstag früh die Aktion anlaufen sollte, wurde bemerkt, daß doch etwas ins Wasser gelaufen war. Die Feuerwehr baute mehrere Ölsperren auf.
Das THW aus Bad Segeberg errichtete ein Steilwandsperre in der Mitte des Sees, um auch bei Wellengang eine Ausbreitung des öligen Teppichs zu verhindern. Zunächst versuchten Mitarbeiter des Baggerunternehmens, das Ungetüm – mit dem Kies aus dem Wasser gefördert wird – an Land zu ziehen – erfolglos. Am späten Nachmittag wurde Kreisbrandmeister Willy Kröger um Unterstützung gebeten. Er setzte sich umgehend mit dem Kommandeur des Verteidigungs-Kommandos 113, Oberstleutnant Gustav Lünenborg, in Verbindung.
Da es sich um einen Fall dringender Nothilfe handelte, informierte der Offizier das Panzergrenadierbataillon in Bad Segeberg. Von dort wurden Stefan Rottgardt, Andreas Zug und Carsten Schuchnelski mit einem Bergepanzer in Marsch gesetzt, der um 18.50 Uhr im Freizeitpark eintraf. Um 20.04 Uhr gab der Einsatzleiter, Brandmeister Hans-Peter Schultheiß, der Panzerbesatzung den Befehl, den Bagger herauszuziehen.
Doch ganz so einfach ging die Bergung nicht über die Bühne. Der Bagger bohrte sich in das weiche Ufer. So mußten Rundhölzer ausgelegt werden, über die das tonnenschwere Gerät schließlich aufs Land gezogen wurde. Gegen 21.30 Uhr war die Bergung geschafft, und die Soldaten konnten in ihre Kaserne zurückkehren.
Die Männer der Feuerwehr mußten noch dafür sorgen, daß der Ölaustritt gestoppt wurde. Sie rückten erst eine Stunde später ab. Auch gestern gingen die Arbeiten weiter. Auf dem Wasser gebundenes Öl wurde von einer Spezialfirma entsorgt, der Bagger leergepumpt. Da dessen Elektronik zerstört wurde und die Schwimmer kaputt sind, liegt der Schaden bei rund 50 000 DM. Wie Willi Bohnensack, einer der Betriebsleiter der Hartsteinwerke Holert, mitteilte, wird es mehrere Wochen dauern, bis der Bagger wieder einsatzfähig ist. Bohnensack wies ausdrücklich darauf hin, daß das Kiesabbaugelände am See, das seiner Firma gehört, für die Öffentlichkeit gesperrt sei, sich dort aber immer wieder Ungefugte aufhielten.
Dieser Fall war weder für den Bagger-Eigner noch für die Männer der Freiwilligen Feuerwehr (Einsatzleiter Schultheiß: „Das Zusammenspiel der 69 eingesetzten Kräfte hat bestens geklappt, alles lief nach Plan.“) ein Novum. Bereits im Oktober 1985 ging derselbe Bagger – nur an anderer Stelle – im Freizeitparksee unter. Auch damals mußte ein Bergepanzer eingesetzt werden und die Feuerwehrleute waren viele Stunden im Einsatz.
Quelle: Segeberger Zeitung
erschienen am 23. April 1992